Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Wir akzeptierten unser Schicksal und ich war schon gespannt, was denn nun als Nächstes auf uns warten würde.
Na gut, wenigstens mussten wir uns nicht mehr beeilen. Wir liessen alle Menschen, die eher aus dem Flugzeug aussteigen mussten, vor und packten gemütlich unsere Siebensachen. Als letzte kamen wir zum Bus, der uns zum Flughafen fuhr. Wir schauten zuerst wo “Baggage claim” geschrieben war und dann erblickte ich sogleich eine Frau mit einem Schild mit der Schrift UIO. UIO bedeutet Quito!! Was? Quito? Wir sagten laut Quito? Und sie erwiderte: “Run, you have 20 minutes”. Rennt, ihr habt 20 Minuten!!! What? Und schon wieder ging die Rennerei von vorne los. Da standen auch schon Regina und Dominic, “rennt, rennt” schrien sie uns zu.
Inzwischen rannten wir zu sechst los. Unsere Rennkünste waren schon fortgeschritten. Leo, der alles Könner, mit Amaru auf den Schultern, einem Rucksack, seinem Laptop in der Laptoptasche und einem Handgepäck und ich mit jeweils zwei Handgepäcken und Rucksack als Zusatzgewicht. Inti hab ich wirklich noch nie so weit und schnell rennen gesehen.

Da kam schon die erste Hürde. Die Passkontrolle. Regina und Dominic konnten ohne Anstehen durch die Kontrolle. Wir wurden leider angewiesen an den Schalter für Familien zu gehen und wie könnte es anders sein, dort stand bereits eine Schlange wartender Menschen. Verflixt nochmals. Nach vehementem Nachdruck, dass wir bald unseren Flieger verpassen würden und nur noch 15 Minuten hätten, konnten wir an einen freien Schalter wechseln um dann sogleich durch den ganzen Schiphol Airport zu spurten. Vor lauter Aufregung sahen wir manchmal die Bezeichnungen zu den Gates nicht und Dominic lotste uns gekonnt durch den Schilderwald. Wir blieben ihm dicht auf den Fersen. Regina rannte bereits wie eine Weltmeisterin zum Gate, um den Flieger für uns aufzuhalten.
Endspurt, wir sahen von weitem schon das Gate. Intis Kräfte versagten, also nahm Dominic Amaru auf die Schultern (er ist ja Kameramann und Gewicht auf den Schultern gewohnt) und Leo nahm Inti auf den Rücken. Wir rannten schweissüberströmt zu unserem Ziel.
Leider, leider durften und konnten wir diese Strapaze und diese Rennerei wieder nicht auf Kamera festhalten. Regina versuchte am Gate noch das Handy zu zücken, aber es wurde ihr verboten. Sie könnte ja eine russische Spionin sein. Ja, das ist kein Witz und wurde so vom Steward kommuniziert. Wie gesagt, exklusive Einblicke bekommt ihr wirklich nur auf “Alvawelt” 😁.
Im Flieger angekommen nahmen wir Platz. Ich schaute zu Leo, er war kreidebleich und voller Schweisstropfen. Was für Strapazen, was für ein Held. Dann rief Leo durchs ganze Flugzeug auf Spanisch: “Vielen Dank für eure Geduld, wir haben es geschafft!”. Sogleich kamen wir ins Gespräch mit anderen Ecuadorianern. Als sie von unserer Auswanderung erfuhren, meinten sie, wir würden sicherlich nach einem Jahr schon wieder zurück in Europa sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt, aber so schnell steigen wir nicht mehr in einen Flieger. Das ist gewiss.
Nachdem wir uns auf unseren Sitzen installiert hatten, ertönte der Lautsprecher. Nein, dieses Mal war es eine gute Nachricht für uns. Der Pilot meinte, sie würden noch 20 min warten, da noch 20 Gepäckstücke eingeladen würden. YESSS !! Unser Gepäck sowie das von SRF kommt also auch mit. Was für eine Erleichterung!
Der Flieger hob ohne Probleme ab. Nach ca. 3 Stunden fingen die Ohrenschmerzen von Amaru an. Oje, nicht auch das noch. Das kennen wir doch zu gut. Zum Glück gibt es im Flieger nun Internet. Wir kontaktierten sogleich unseren Heiler aus Ecuador per Whatsapp und innerhalb von 15 Minuten ging es Amaru schon besser. Er fiel in einen 5-stündigen Schlaf und als er aufwachte, waren die Schmerzen weg und er wieder wie der Alte. Der Landeanflug glückte und oh Wunder, sogar pünktlich. Nicht nur wir haben Gas gegeben, auch der Flieger düste in schnellst Geschwindigkeit über den Atlantik.

Wird es nochmals spannen? Sind wirklich alle Gepäckstücke angekommen und kommen sie ohne Probleme durch den Zoll?
Regina und Dominic installierten sich bereits beim Ausgang, um unsere Ankunft mit den hoffentlich 17 Gepäckstücken zu filmen. Ja, ab da gibt es Filmmaterial. Juhu aber leider mussten die beiden sich noch ewig gedulden, denn natürlich konnte es nicht anders sein als das zwei Koffer und unsere Betten in Amsterdam geblieben sind. Ein langes hin und her und noch längere Warterei war vorprogrammiert. Wir sind um 16 Uhr gelandet und um 17.45 Uhr kamen wir endlich aus dem Flughafen. Die Gepäckträger in Ecuador unterhielten unsere Jungs und mich und halfen uns auch gekonnt den Zoll zu umgehen. Diese «Botones» wissen, wie man gutes Trinkgeld macht. In der Ankunftshalle begrüssten uns Angel und Jessica herzlich. Den Rest könnt ihr ab dem 3.01.2025 beim SRF weiterschauen…

Nein, Spass bei Seite, also die Sendung wird wirklich erst in einem Jahr ausgestrahlt, weil das SRF noch ca. 3x nach Ecuador kommt und das Schneiden des vielen Filmmaterials sehr aufwändig ist und es sogar eine eigens komponierte Filmmusik dazu gibt. Hinter und vor der Kamera zu stehen war für uns enorm interessant, aufwändig, zeitintensiv und lustig. Regina ist schon seit 15 Jahren dabei und ich danke ihr für diese spannenden Geschichten die sie so toll im TV mitgestaltet und begleitet. Hoffentlich bieten wir euch nicht nur eine (eben leider nicht auf Kamera) spannende Abreise, sondern auch alltägliches aus Ecuador.

Schon im Auto, tief durchatmend, den Sonnenuntergang geniessend, erhielt Jessca einen Anruf. Sie gab das Telefon an Leo. Er meinte zum Fahrer: «Zurück zum Flughafen bitte». Beim Sondergepäck, als letztes Gepäck tauchte unser Übergepäck auf. So, aber jetzt gings definitiv los nach «Centinela del Oriente». Vier Stunden später kamen wir mit einem Privatbus und dem SRF endlich bei Angel und Jessica in Baños de Agua Santa in ihrem zu Hause an. Am nächsten Tag wartete eine Überraschung auf meine Buben. Die weitere Reise nach Rio Negro und wer nun noch bei uns wohnt, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Ich möchte meiner Familie und speziell meinen beiden Buben ganz herzlich für diese aussergewöhnliche Geduld, die die beiden an den Tag und an die Nacht gelegt haben, danken. Wie gesagt, war Leo wieder einmal mein Held und wir haben diese aussergewöhnliche Abreise doch mit viel Humor, Sport, Geduld und Zuversicht gemeistert.

Wir wünschen euch allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Mögen eure Träume etwas leichter zu euch fliegen und eure Reise durchs 2024 reibungslos sein.

Herzliche Grüsse von uns allen

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 2)

Das Telefon gezückt und Amon, sowie Katja kontaktiert. Erst gerade halfen die beiden noch beim Check-in von vorhin. Sie wohnen in der Nähe des Flughafens und zu unserem Glück konnten sie inert 15 min wieder hier sein. Danke nochmals herzlich für eure wichtige Hilfe. Auch für die Schokolade, die nach so viel rennen und Strapazen herzlich willkommen war.

Angekommen in der Gepäckausgabe sahen wir zuerst das riesige Chaos aber dann erblickten wir sogleich unsere 17 Gepäckstücke. Zu unserem grossen Glück waren alle fein säuberlich auf zwei Waggons verteilt aufgestapelt. Nur zwei Koffer gehörten nicht uns. Also luden wir sie kurzerhand ab.

Könnten wir vielleicht die Wagen selber mitnehmen und so in den zweiten Stock befördern? Beim Infoschalter der Gepäckausgabe meinten die anwesende Frau, dass es keine Porters mehr gäbe, da ja überall Chaos herrsche. Doch die Dame hatte Mitleid mit uns und ein Kollege machte etwas illegales. Er fuhr mit seinem Karren und den Waggons zum Arrival 2. Wir hofften fest, dass der Zoll nicht auf uns aufmerksam wurde und die 13 Koffer sowie 4 Sperrgepäcke kontrolliert werden würden. Da er ja was verbotenes tat, sauste er auch so schnell wie möglich durch den Zoll. Konnte er uns die Gepäckstücke auch noch in den 2. Stock fahren? Nein, der Chef bekam Wind vom illegalen Akt und stoppte ihn vor den Liften. Er half uns dennoch alle Koffer mitten in den wartenden Leuten der Ankunftshalle abzuladen und da tauchten auch schon unsere zwei helfenden Engel Katja und Amon auf. Mit 5 Gepäckwagen transportierten wir also so schnell wie möglich alles zum Check-in der KLM. Die Frau hätte schon um 20 Uhr Feierabend gehabt aber da wir so ein komplizierter Fall waren musste sie gefühlte 5 Telefonate führen und natürlich Überstunden schuften. Das grösste Problem war, dass wir das Übergepäck noch nicht bezahlt hatten. Daher gab es noch eine grössere Verwirrung. Danke liebe SWISS. Dazu kam, das die Dame am KLM Schalter keine Ahnung von Sperr- oder Übergepäck hatte (wir sind, zumindest bei KLM, nun Profis). Sie musste also immer wieder den Support anrufen. Sie meinte, wir hätten zu schweres Gepäck, es dürfe nur 23 kg betragen. Ich musste ihr auf der Homepage der KLM zeigen, dass Übergepäck 32 kg betragen darf. Nicht nur meine Rennkünste sondern auch meine Nerven wurden strapaziert. Es war schon bald 21 Uhr, die Kinder hatten Hunger und waren müde. Es war ja nicht schon genug Aufregung auszuwandern und ein neues Leben zu starten, oder?

Schlussendlich waren die 17 Gepäckstücke aufgegeben, bezahlt und wir nahmen in der Eiseskälte den Shuttlebus zu unserem Hotel, welches uns SWISS spendierte. Da dann aber wieder, danke liebe SWISS (ohne Ironie). Im Hotel warteten zwei Herren auf uns, die uns um 21.45 Uhr noch eine Fertigpizza in den Ofen schoben. Wir bezogen unser komfortables Hotelzimmer. Glücklicherweise schliefen die Jungs gleich ein. Meine Gedanken kreisten. All diese Aufregung. Für was war dies wohl alles wieder gut?

Tagwach war um 4 Uhr und nach einem Gipfeli standen wir wieder in der Eiseskälte um mit den Shuttle an den Flughafen zu fahren.

Angekommen am Gate warteten wir auf das SRF. Regina und Dominic begrüssten uns herzlich. Wir freuten uns riesig auf das Abenteuer mit ihnen. Nein, leider konnten sie die Strapazen vom Vortag nicht filmen. Ihr bekommt hier also exklusive Eindrücke.

Wir waren alle zuversichtlich, dass nun die Reise reibungslos klappen würde. Unser Kontingent an Strapazen war doch nun sicherlich schon aufgebraucht, oder?

Endlich, wir konnten pünktlich in den Flieger einsteigen und warteten gespannt auf den Abflug nach Amsterdam. Ich postete noch ein Foto mit den Spruch: “Ready to go” und in dem selben Moment ertönt der Lautsprecher.  Die Pilotin teilte uns nicht mit, dass wir gleich Abflugfhähig sind sondern, dass eine Flüssigkeit im Triebwerk eingefroren sei und wir leider nicht losfliegen können, solange der Ingenieur nicht hier war, den Flieger begutachtet und das Problem nicht gelöst ist. In den 16 Jahren als Pilotin sei ihr so etwas noch nie passiert. Sie vermute, dass wir mit einer Verspätung von ca. 40 min losfliegen würden und hoffe für uns alle, dass wir die Anschlussflüge erwischen würden. Wir hatten gerade mal 1.5 Stunden Zeit um in Schiphol Airport in den Anschlussflieger nach Quito umzusteigen. Die Personen, welche schonmal am Flughafen Schiphol waren, wissen wie weitläufig dieser riesige Flughafen ist.
Ich persönlich rechnete schon damit, dass wir einen schönen Ausflug nach Amsterdam machen können. So schlimm wäre das nicht, wir hatten ja tolle Begleitung des SRF dabei. Aber nein, das Gepäckt…und nein, ich wäre schon sehr froh gewesen, wenn wir endlich bald in Ecuador ankommen würden. Hier muss ich schon mal meinen Kindern ein Kränzchen binden. Sie waren den Vortag und auch jetzt im Flugzeug so geduldig. Bravo Jungs.  Nach ca. 1.5 Stunden Verspätung und dem OK des Ingenieurs konnten wir endlich abfliegen. Der Anschluss war nun sicherlich verpasst, oder doch nicht?

Kurz vor Landeanflug las ein Flugbegleiter alle verpassten Anschlüsse herunter:

– Miami, missed connection

– Bogota, missed connection

– Paris, missed connection

– Kathmandu, missed connecton

– etc.

Dann hörte er auf. Wir konnten unser Glück kaum fassen, Quito hat er nicht herunter gelesen…

Sogleich ertönt das Mikrofon nochmals, ein Räuspern und zum Schluss sagt er:

– Quito, missed connection

Teil 3 folgt

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Schnee, so weit das Auge reicht. Petrus hat wohl den Wunsch unserer beiden Buben gehört, welche unbedingt nochmals schlitteln gehen wollten. Vom Sonnenberg, wo Grossmami und Grosspapi leben, schlittelten die Buben mit der Cousine Richtung Kriens hinunter. Dort trafen wir meine Eltern und die Familie meiner Schwester in einem italienischen Restaurant. Als wir alle schon unser Essen auf dem Tisch hatten, erhielten wir die Nachricht von KLM. Der Flug für den nächsten Tag wurde wegen schlechten Wetterverhältnissen in Amsterdam annulliert.

Der Appetit war uns vergangen und das Verabschieden kam nicht so heraus wie wir es uns gewünscht hatten. Wir stapften also etwas enttäuscht und ratlos durch den Schnee, nach Hause zu Susanne. Sie hat uns nach der Wohnungsabgabe an der Kleinmattstrasse bei sich in Kriens für 2 Wochen aufgenommen und beherbergt. Dafür möchten wir dir liebe Susanne nochmals ganz herzlich danken.

Da das Chaos in Amsterdam herrschte, konnten wir auch niemanden von KLM erreichen. Sie wollten uns zuerst auf den Flug am nächsten Morgen um 7 Uhr umbuchen. Dies wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da wir für unsere 17 Gepäckstücke keinen Bus zur Verfügung gehabt hätten und schon um 3 Uhr Morgens in Kriens hätten Losfahren müssen.

Wir brachten also unsere Jungs ins Bett und sagten zu ihnen, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn etwas nicht klappt, etwas Besseres auf uns warten würde. Kurz danach erhielten wir die Nachricht, dass wir auf einen Swiss Flug umgebucht wurden, der um 17.30 Uhr nach Amsterdam losfliegen würde. Dankbar und voller Vorfreude machten wir uns ans Fertigpacken. Einen grossen Haken hatte die Umbuchung jedoch. Das Handgepäck bei KLM darf 12 kg betragen, bei Swiss nur 8 kg. Auf 4 Handgepäck macht das also schon 16 kg aus. Ein zusätzlicher Koffer musste kurzfristig her und das Handgepäck umgeräumt werden. Und das alles am Tag der Abreise. Zum Glück kamen uns noch Freunde zu Hilfe und sogar ein Schweizer Gardist ist extra für uns aus Rom angereist. Nicht um uns zu beschützen, sondern um Koffer zu tragen und uns auf den Flughafen zu eskortieren. Vielen, vielen Dank lieber Lukas. Auch ein herzliches Dankeschön an Peter, der mit seinem tollen orangen Mercedesbus unsere 17 Gepäckstücke heil an den Flughafen transportiert hat.

Am Flughafen angekommen, startete das Check-in. Wir hatten zum Glück viele Freunde, die uns mit all dem Bagage und den Kindern zu Hilfe kamen. Wir waren nervös. Hat die Waage bei uns zu Hause korrekt angezeigt? 23 kg in jedem Gepäckstück, ist das Handgepäck nun nur noch 8 kg? Ja, alles hat geklappt und kein Koffer musste geöffnet oder umgeräumt werden. Nach einer gefühlten Stunde Check-in wollten wir also noch das Übergepäck bezahlen. Bei Swiss meinten sie, das müssten wir nicht. Umso besser dachten wir.

Wir verabschiedeten uns herzlich von der grossen Truppe am Flughafen und machten uns auf den Weg zum Gate. Die Sicherheitskontrolle passiert und nun stand ein langer Weg bis zum Gate A84 vor uns. Dort angekommen die Überraschung. Am Bildschirm war mit roter Schrift geschrieben, dass wir per Mail mehr Informationen über unseren Flug erhalten würden. Handy aufgemacht und voller Schreck lesen wir dort wieder… Flug annulliert.

Kurz mit Leo abgesprochen, rannte ich alleine aber mit weiteren anderen Flugpassagerie zum Infoschalter. Diese wiesen uns an, zum Swiss Schalter zu gehen. Dort würden wir auf einen neuen Flug umgebucht. Wir wussten schon, weshalb ich und nicht Leo losrannte. Ich bin ja bekanntlich schnell im Rennen. Dank dem Sprint, war das Anstehen nicht all zu lange, aber hinter mir bildete sich eine riesige Schlange. Der Herr am Schalter, ein aussergewöhnlich schöner Mann, versuchte unseren Flug umzubuchen. Es dauerte wieder gefühlt eine Stunde, da die ganze Umbucherei von KLM zu SWISS mit 17 Gepäckstücken schon nicht zur normalen Tagesordnung gehört. Aber wenigstens hatte ich einen schönen Anblick. Dann die Hiobsbotschaft. Das ganze Gepäck wartet bereits in der Gepäckhalle beim Ausgang zur Abholung. Ein erneutes Check-in sei nötig, da wir wieder auf KLM umgebucht wurden und am nächsten Morgen um 7 Uhr direkt über Amsterdam nach Quito fliegen würden. Zeit hätten wir von 19-20 Uhr um das Check-in vorzunehmen. Es war schon 19.30 Uhr.
Ich stand leicht unter Schock. WIE um Himmelswillen bringen wir nun die 13 Koffern sowie 4 Sperrgebäcken inkl. zwei müden Kindern alleine wieder in den 2. Stock zum Check-in 2? Da half auch das gute Aussehen des Mannes am Schalter nichts mehr…

Teil 2 folgt

Auf und davon

Noch 10 Wochen, dann geht’s definitiv mit «Auf und davon», auf und davon. Das SRF wird uns tatsächlich auf unserer Auswanderung nach Ecuador begleiten. Wir sind schon sehr gespannt auf dieses unbekannte Abenteuer.

Am 4.11.2023 wollen wir mit euch (und ein bisschen mit SRF) in Luzern unseren Abschied fröhlich zusammen feiern. Jeder, der kommen möchte, ist herzlich eingeladen. Bringt euer Talent für Gesang, Theater, Magie, Spiele, Musik oder ähnliches mit. Es soll nicht geweint, sondern das Leben gefeiert werden.

Weiter bitten wir euch von Abschiedsgeschenken abzusehen. Wir haben ja nur 12 Koffer, die wir nach Übersee mitnehmen. Davon sind bereits 5 rappelvoll gefüllt. 
Dieses mal drehen wir den Spiess um. Jeder, der kommt, darf etwas mit nach Hause nehmen. Z.B. unsere Spiegel, den Brotkorb, den Mixer, einen Früchtekorb, Weingläser, Spielsachen, Schüsseln, das Kinderbuch von Leo usw.
Falls ihr uns doch etwas zum Abschied mitgeben möchtet, dann könnt ihr gerne eine Spende an den zukünftigen Spielplatz für unsere Kinder oder eine finanzielle Unterstützung an ein anderes unserer vielen Projekte beitragen. Wichtig ist uns, dass ihr mit vollen Mägen, vollen Herzen und vollen Händen nach Hause geht.

Für Essen und Getränke ist gesorgt.

Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen via E-Mail unter i.alvawelt@gmail.com und natürlich auf kreative Beiträge von euch.

Bitte gebt uns bis zum 28. Oktober 2023 bescheid, ob ihr kommen könnt. Weitere Infos bezüglich Ort, Zeit usw. erhaltet ihr nach der Anmeldung.

Also, lasst uns das Leben feiern ! Hasta pronto

In Vorfreude,
Familie Alvarado

Alles hat einen Anfang und ein Ende

Begonnen hat die Geschichte des Buches «Die Maus, der Löwe und das Ende» mitten in der Pandemie im Sommer 2020 in Ecuador. Der harte Lockdown zwang uns, in unserem schönen Dschungelparadies auszuharren. Und was war es, das uns in dieser Zeit fehlte? Abwechslungsreiche Spielsachen und Bilderbücher für unseren älteren Sohn. Wie ein schönes Zimmermannsprichwort sagt: «Für jedes Problem gibt es eine Lösung!» Los gings mit Lösungen finden. Wir aktivierten unsere Kreativität. Der Spielsachenbauer und Schriftsteller, aka Leo wurde geboren. Jeden Abend vor dem Einschlafen erzählten wir unseren Kindern eigenen Fantasiegeschichten.

Aus Leos Kindergeschichten ist nun tatsächlich ein erstes, gedrucktes Buch entstanden. Eine intensive Zeit mit dem spanischen Verlag Babidibu und der Illustratorin Anna Payan geht zu Ende.
Wir sind sehr stolz auf die Kreativität, den Durchhaltewillen und die Liebe, die du Leo, in dieses Buch gesteckt hast.

Alles hat ein Anfang und ein Ende. Diese Geschichte, welche auch für Erwachsene geschrieben wurde, erzählt Abenteuer einer Maus, die von einem Löwen bis ans Ende begleitet wird. Wer oder was ist wohl das Ende?

Das deutsche Buch kann bei uns persönlich für CHF 18.50 zzgl. Versandkosten bezogen werden. Die spanische Version, wird in Spanien in diversen Buchhandlungen vertrieben und verkauft. Die Maus, der Löwe und das Ende by BABIDI-BÚ – Issuu

Wir freuen uns riesig über zahlreiche Bestellungen und natürlich eure Rückmeldungen.

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Wichtig
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Weitere Neuigkeiten bezüglich «Anfang» und «Ende» haben wie euch hier zu berichten.

Eine über 10-jährige Ära geht zu Ende. Am 3. Dezember wandert die Familie Alvarado-Welter nun definitiv nach Ecuador aus. Ein Neuanfang, der viele Abenteuer und hoffentlich schöne brückenbauende (Familien-) Momente mit sich bringt. Alvawelt, der Name unseres Hauses und dieser Webseite. Alvawelt verbindet Welten und bringt Licht ins Dunkle, so wie die Geschichte «Die Maus, der Löwe und das Ende. 

Unser Ziel ist, dass wir unser kreatives Potential entdecken, beleuchten und richtig zum Blühen bringen können, damit auch weiterhin neue (Fantasie-) Welten entstehen.

Wie immer haben wir viele Träume und Ideen im Gepäck. Apropos Gepäck. Wir werden mit insgesamt «nur» 12 Koffern auswandern. Falls jemand also noch einen grossen Koffer im Keller stehen hat, den er nicht mehr nutzt, sind wir dankbare Abnehmer.

Und noch was zum Gepäck. Vielleicht ist sogar die SRF-Sendung «auf und davon» mit von der Partie. Die definitive Zu- oder Absage erhalten wir vom entsprechenden Sender im September. Wir halten euch hier gerne auf dem Laufenden.

Allen einen schönen Sommer
Familie Alvarado

Eine zärtlich, warme Sommerbrise

Begleitet von zwei Engels-Hebammen, von Herzen willkommen geheissen und umsorgt wie eine zärtlich, warme Sommerbrise. So war deine Ankunft auf dieser Erde du wunderbarer kleiner Magier.

Worte die Susi im Video, einen Tag nach deiner Ankunft, an dich richtete:

So mutig bist du, lieber Amaru. Wir gratulieren dir, wir segnen dich. Die Sterne am Himmel erleuchten immer deinen Weg. Dort wo du hinlaufen möchtest, erreichst du das Ziel. An diesen Orten stehen für dich nicht nur die Türen offen, sondern auch deren Herzen.

Die Sterne am Himmel mögen deinen Weg immer erleuchten, auch für deine Familie. Dein Wort soll Heilung sein, zuerst für dich und dann für deine liebe Familie sowie deine Gemeinschaft.

Du bist der Samen, die Essenz der Menschheit. Gesegnet seist du, vergiss das nie. Alle deine Wege stehen offen für dich, immer.

Der 2. Teil des Potcast auf Earthside ist nun auch online. Viel spass beim reinhören

Eine zärtlich, warme Sommerbrise (youtube.com)

Vor einem Jahr…

Genau vor einem Jahr gab ich mich dem Leben hin, um selber Leben zu schenken.

Fast 10 Monate nährte ich dich mit meinen Ressourcen, mit Ruhe, viel Schlaf und meiner Liebe. Nie hätte ich mir vorstellen könne, dass ich dank dir so reich beschenkt werde. Die tollen, tiefen Begegnungen mit besonderen Menschen, die nährenden Frauenkreise, die heilende Schwitzhütte, die Zeit in und mit der Natur, mit deinem Bruder und deinem Vater. All das waren für mich vor deiner Geburt kleine und sehr grosse Geschenke.

Vor einem Jahr bist du, lieber Amaru, auf diese Welt gekommen, hast unsere Welt auf den Kopf gestellt und manche munkeln, dass du auch bei anderen höheren Dingen, die um die Welt passierten, die Finger im Spiel hattest. Eins ist klar, du hast uns in unsere Urkraft zurückgebracht und bringst uns jeden Tag noch weiter zu uns selber zurück. Worte können die Transformation, die wir dank dir durchleben dürfen, nicht beschreiben.

Amaru, Gott der Weisheit, fordert und fördert uns und hilft uns über uns hinaus zu wachsen.

Amaru auch Dschungelgott oder Boa und wie du auch sonst noch heissen magst, du hattest viele Geschenke und Überraschungen unter dem Arm und du bist bis heute nicht müde uns mit magischen Momenten, deiner Kraft, deinem ansteckenden Lachen sowie deinem Schalk zu beschenken.

Jemandem etwas bedingungslos zu schenken bedeutet frei von Mangel zu leben. Leben wir in Fülle und Vertrauen, so können wir unendlich viel verschenken und somit wiederum reich beschenkt werden. Das ist das Gesetz des Universums und die Botschaft, die uns unser kleiner, weiser Sohnemann, mitgegeben hat.

Ja, wir leben in Fülle, Dankbarkeit und mit ganz vielen Alltagsherausforderungen, die wir als Chancen ansehen und nutzen möchten.

Neue Projekte stehen an, neue Wege gilt es zu beschreiten. Momentan steht bei uns ein Umzug an. Auch hier wieder eine tolle Schicksalsfügung. Die grössere Wohnung zwei Stockwerke unter uns wird frei. Unsere neue Wohnung werden wir ab 1. August beziehen. Auf diesen Neuanfang, das zusätzliche Zimmer, die eigene Dachterrasse und auf die neuen, aber schon bekannten, lieben Nachbarn freuen wir uns sehr.

Ein Projekt, dass schon länger in Planung war, wird genau heute als Geburtstagsgeschenk für Amaru veröffentlicht. Hannah, die Gründerin von «Earthside Project» Holding space for your birth – Earthside Project hat mit mir den Geburtsbericht der abenteuerlichen Dschungelgeburt als Potcast aufgenommen. Der Potcast ist zu hören auf Spotify unter dem Die Hausgeburt von Amaru im Dschungel Ecuadors:

Herzlichen Dank liebe Hannah für die inspirierende Zeit mit dir und deine herzlichen Worte über mich. Mein Herz ist erfüllt und glücklich. Ich bin gespannt, was noch kommen mag.

Seit wir zurück aus Ecuador sind, versuchen wir uns auf das Mögliche zu konzentrieren, uns mehr den je auf die Fülle die uns umgibt zu fokussiere und uns zu achten auf die magischen Wunder und Geschenke, die wir täglich erleben und erhalten dürfen.

Feliz cumpleaños Amaru !!!

Die reichsten Menschen der Welt

Wie die reichsten Menschen der Welt, so fühlten wir uns bei unserer Heimkehr. Nicht nur besassen wir ein Haus mit Garten und wunderbarer Aussicht, sondern wir waren sogar stolze Besitzer eines weissen Mercedes Benz. Nein – Spass bei Seite. Den Mercedes durfte Inti für einen Tag von der gegenüberliegenden Nachbarin ausleihen. Aber es ist schon ein krasser Kontrast zu den wenigen selbstgemachten Spielsachen aus Ecuador, hin zur Fülle an Spielsachen und unzähligen Büchern. Inti hatte gefühlte 1000x unsere 6 mitgebrachten Bücher aus der Schweiz durchgelesen. Im Haus unserer Freunde in Eschenbach fand er sich aber im Kinderbuchparadies wieder. Er konnte sich nicht satt sehen. Stundenlang bestaunte er die kreativen und tollen Bilderbücher.

Ja, wir wurden herzlich und warm willkommen geheissen. Echte, liebevolle, herzliche, grosszügige, hilfsbereite Menschen umgeben uns hier und wir können unseren «Reichtum» an tollen Menschen um uns und unser Glück kaum fassen. Nora und Mättu überliessen uns ihr Haus, ihren Garten und den Vorratskeller. Wir durften uns wie zu Hause fühlen und das taten wir auch. Wir danken euch von ganzem Herzen für euer Vertrauen in uns und für eure Freundschaft und die unglaubliche Grosszügigkeit.

Als wir am Sonntag 13.09.2020 nach der Quarantänezeit, in die «Freiheit» entlassen wurden, holte uns mein Vater ab. Meine Eltern hatten eine grosse Überraschung für uns geplant. Unsere Wohnung war schon wieder komplett eingerichtet. Die Betten bezogen und das Wohnzimmer in ein wunderschönes Spielzimmer umgewandelt. Sogar neue Möbel standen für die Spielsachen bereit. Wahnsinn. Was für eine liebe Geste. Meine Mutter hatte auch schon ein grosses Frühstücksbuffet vorbereitet. Feinen selbstgemachten Zopf, selbstgemachter Konfitüre, feinem Käse, Fruchtsalat mit Früchten aus der Region usw. standen auf dem Tisch. Nochmal ein grosses, grosses Dankeschön an meine lieben Eltern für diese gelungene und tolle Willkommens-Überraschung.

Kurz aus dem Fenster geschaut, erblickten wir ein grosses ans Fenster geklebte Willkommensplakat unserer Nachbarn. Auch diese Überraschung war geglückt. Vielen Dank liebe Anna und lieber Stefan.

Auch alle weiteren Begegnungen und Willkommensgrüsse und Überraschungen waren wunderschön und wir versanken in tiefer Dankbarkeit. Dankbar für so viele unzählige liebe Menschen in unserem Leben. Dankbar für all die Liebe, Hilfe und Unterstützung, welche wir erfahren durften. Dankbar, wieder in der Schweiz zu sein und immer noch eine Arbeitsstelle zu haben. Leo und ich durften zu unseren Arbeitgebern zurück. Absolut keine Selbstverständlichkeit. Leo hat gleich nach der Quarantäne am 14. September wieder als Zimmermann gestartet und ich hatte am Mittwoch 23.9 meinen ersten Halbtag bei der ilu AG. Über 10 Monate haben unsere Chefs auf uns gewartet und die Stelle frei behalten. In welchem Land ist dies sonst noch möglich? Ausserdem wurde ich mit Blumen und einem grosszügigen Geburtsgeschenk für Amaru im Büro überrascht. Ich kann nicht genug betonen, wie viel Glück wir haben und wie dankbar wir sind.

Aber natürlich hatten wir auch einen Kulturschock. Als wir das 1x auf die Strasse gingen, meinten wir mit Schrecken, dass wir die Schutzmasken vergessen hätten. Dann realisierten wir, dass wir ja in der Schweiz sind und diese nur v.a. im ÖV benützen müssen. Überglücklich liefen wir tief durchatmen durch die Stadt. Dann kam der Moment für Inti als er das 1.x seit über 6 Monaten wieder auf einen Spielplatz konnte. In Ecuador waren diese ja seit dem Beginn der Pandemie durchgehend geschlossen. Die vielen Kinder waren ihm zu viel. Wir waren ja Zeitweise wirklich alleine und er hatte über viele Monate keinen Kontakt zu anderen Kindern. Er klammerte sich nur an mein Bein und schaute den spielenden Kindern zu. Nicht nur die Jungs waren von den vielen neuen Eindrücken überfordert, sondern auch wir. Nur schon in die blitze blanke Migros rein zu spazieren und diese unzähligen Möglichkeiten an Produkten und das perfekt aussehende Gemüse und die Früchte zu sehen, überwältigten mich. Wo bleibt denn da noch das natürliche? Die Schweiz erschien uns extrem steril, leise und sauber.

Auch das Einschlafen klappte nicht mehr so toll wie vorher. Da musste eine Lösung her. Die Nacht bei uns im Quartier ist extrem ruhig. Also lassen wir ab jetzt immer unsere Aufnahme der Nachtgeräusche aus Ecuador laufen und so lässt es sich «lebendiger» schlafen. Sehr viele Veränderungen prasselten in kurzer Zeit auf uns hinein. Wir müssen etwas geduldiger sein mit uns, und hoffen, dass sich unser Familienleben dann schon irgendwann einpendelt.

Ich bin froh, verstehen viele unsere Überforderung, auch mit einem Kleinkind und einem Baby. Und auch da möchte ich nochmals betonen. Wir sind die reichsten Menschen der Welt. So viele liebe Freunde, Bekannte und meine Familie unterstützen uns wo es geht. Danke, dass ihr alle unser Leben mit eurer Anwesenheit so reich beschenkt.

Und nun wollt ihr sicher noch wissen, wann wir wieder nach Ecuador reisen? Wir durften wunderbare, abenteuerliche 10 Monate in Ecuador verbringen. Leider war der Aufenthalt für Inti nicht immer ganz einfach. Auch weil es im Dorf und wegen Covid-19 keinen Austausch mit Kindern gibt und gab. Wir haben gemerkt, dass die Ecuadorianer sehr kinderfreundlich sind, aber die Kinder nicht gefördert werden. Das breite und grosse Angebot, welches die Schweiz für unsere Kinder bietet ist einfach überwältigend. Daher ist für uns jetzt klar, dass solange unsere Kinder in die Schule gehen, das Thema Auswandern in den Hintergrund gerückt ist. Aber wer weiss was die Zukunft bringt?

Wir geniessen es nun wieder hier zu sein und unsere kleinen und grossen Projekte Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Wir hoffen, viele von euch bald wieder anzutreffen und wünschen euch einen farbenfrohen Herbst

Zurück zum neuen, alten Leben

Die Türe zur Alvawelt Ecuador schliesst sich. Genau 10 Monate hat das Leben spannende Geschichten, Erlebnisse und schöne Begegnungen für uns bereit gehalten. Wir schliessen diese Türe mit Tränen in den Augen aber mit erfülltem Herzen und einer vollen Seele… Ein letztes Mal tief ein- und ausatmen. Ein letztes Mal den lebendigen Geräuschen der Pachamama lauschen. 7h Nachtgeräusche haben wir noch aufgenommen, damit wir, zumindest akustisch, ein Stück ecuadorianische Heimat auch in der Schweiz erleben können. Der Abschied unserer Familie und von unseren Freunden fällt schwer. Ich mag keine Abschiede, daher war es nur ein «hasta pronto» – bis bald.

Am Flughafen Mariscal Sucre in Quito zeichnete sich ein tristes Bild. Natürlich alle Menschen mit Schutzmasken. Einige mit ganzkörper Schutzanzügen. Aber das Erstaunliche, die grossen Hallen sind menschenleer. Genau zwei Fastfoodketten haben geöffnet, der Rest der Läden und Restaurants ist geschlossen. Tröpfchenweise kommen langsam die Menschen hinein. Der einzige Flug an diesem Tag geht nach Madrid. Um 24 Uhr geht ein weiterer Flieger Richtung USA. Das sehe ich auf der gähnend leeren Anzeigetafel. Überall sind Punkte und Markierungen am Boden, welche helfen sollen, die 2 m Abstandsregel einzuhalten. Einsteigen, auch hier tröpfchenweise, damit sich keine langen, dichten Warteschlangen bilden. Von den früher hecktischen bienenhausartigen Flughäfen ist momentan nichts mehr übrig. Alles verläuft ruhig und hinter der Schutzmaske hat niemand gross Lust zu reden.

Der top moderne Iberia Flieger ist halb leer. Wir bekommen die besten Sitzplätze gleich hinter der Businessclass. Amaru verbringt den ganzen Flug schlafend in seiner, von der Fluggesellschaft bereitgestellten Babyschale. Auch Inti schläft nach einem kurzen Kinderfilm gleich ein. Nur die Eltern können nicht schlafen. Was wird uns wohl in der Schweiz erwarten? Aufgeregt, freudig und auch etwas traurig denken wir an unser, altes neues Leben.

Dann ist der Moment da, die hügelige, grüne Landschaft mit den vielen kleinen Dörfern ist sichtbar, die Schweiz rückt mit jedem fallenden Höhenmeter näher. Die Landung ist geglückt, alles verläuft reibungslos und auch alle Gepäcksstücke kommen wieder zum rechtmässigen Besitzer.

Auch hier, leere Hallen, geschlossene Läden, Masken wo das Auge hinreicht…

Was machen wir als erstes? Wir erblicken den Coop Pronto. Der Hunger muss gestillt werden. Endlich… Schweizersalat für mich, Inti wählt ein Schoggibrötli aus und Leo kauft sich eine Käseschnitte. Mit so viel Freude esse ich meinen Salat und die köstlichen Cherrytomaten und Leo meint, dass er den würzigen CH-Käse sehr vermisst hat. Inti isst sein Schoggibrötli mit einem riesen Grinsen und sagt ständig, dass Grosspapi schnell kommen soll. Wo ist Grosspapi Markus? Leider muss er sich noch 10 Tage gedulden, dann kann er seinen geliebten Grosspapi wieder sehen.

Aber dann kommt unsere Freundin mit einem von ihren Kindern gefertigten Willkommens- Plakat auf uns zugerannt. Wieder Tränen – dieses Mal vor Freude. Wahnsinn und überwältigend wie viel Liebe und Bewunderung ich für diese grossherzige  Person spüre. Sie holt uns mit ihrem grossen Elektroauto ab. Aber bevor wir lautlos davon gleiten, möchte Inti noch Wasser trinken. Wir überlegen kurz, wo wir Wasser kaufen können. Dann meint unsere Chauffeuse: «Nein, nein, ich habe eine Glasflasche hier, ich fülle diese sogleich mit Hahnenwasser» und schon ist sie verschwunden um Hahnenburger zu holen. Leo und ich bleiben mit offenem Mund im Auto sitzen…Wow, wir haben vergessen, dass wir ja wieder in der CH sind und das süsslich feine Leitungswasser überall direkt trinken können. Ein weiterer Kulturschock für mich ist, die Taxis und Taxichauffeure aus dem Fenster des wartenden Autos zu beobachten. Die neusten weissen BMWs stehen in Reih und Glied. Die Taxichauffeure in weissen Hemden, schwarzen Hosen und Lackschuhen gekleidet. Auf der Autobahn teure, neue Autos und Motorräder wo das Auge hinreicht. Auf unserer Elektroauto Fahrt Richtung Zentralschweiz fühlen wir uns wieder in die Zukunft katapultiert. 10 Monate lang waren wir uns stinkende, laute oder alte Diesler gewohnt. Auch der Sonnenuntergang um 20 Uhr lässt uns wieder staunen. Fast ein Jahr ging die Sonne für uns um 6 Uhr auf und um 18 Uhr wieder unter.

Bald ist es geschafft, eine über 30 Stündige Reise geht in Eschenbach LU zu Ende. Mättu übergibt uns den Schlüssel und wir treten in unser temporäres zu Hause ein. Wow, was für ein schönes Haus der Eltern von Nora und erst die Aussicht. Wir haben wunderbar geschlafen und als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich statt Bananenbäume eine Hainbuche und zum obligaten Porridge zum Frühstück gibt es einen frisch gepflückten Apfel aus dem Garten. Die Sonne strahlt uns ins Gesicht. Es riecht nach Schweiz und frisch gemähtem Gras. Der Bauernhof mit den Kühen auf der Weide liegt gleich vor unserer Haustüre. Und dann donnert die Patrouille Suisse über unsere Köpfe. Der Flugplatz Emmen ist ganz in der Nähe. Das war mir schon in Ecuador aufgefallen. Mit gut Glück sahen wir vielleicht 1x im Monat einen Helikopter aber hier in der Schweiz ist der Flugverkehr über dem Himmel bemerkenswert.

Der erste Tag in der Schweiz war wunderschön. Inti konnte mit ganz vielen neuen Spielsachen spielen und sogar im Sandkasten mit einem Bagger Burgen bauen. Auch sein lieber Grosspapi kam kurz zum Zaun, um unsere Einkäufe zu überbringen. Inti wollte unbedingt mit Grosspapi und dem Auto wegfahren. Da muss er sich noch gedulden. Es ist echt schwierig, seinen eigenen Vater nach 10 Monaten wieder zu sehen und ihn nicht richtig begrüssen zu dürfen. Aber eine Busse von 10’000 CHF wollen wir einfach nicht riskieren. In Ecuador droht sogar 1-3 Jahre Gefängnis, wenn die Massnahmen nicht eingehalten werden…

Wir lassen uns aber deswegen nicht die Freude nehmen und wir machen das Beste draus. Es lässt sich super leben in unserem Quarantäneparadies. Wir spüren eine tiefe Dankbarkeit. Wir sind überwältigt über das Vertrauen und der Grossherzigkeit welche uns Nora und Mättu, sowie ihre Eltern entgegen bringen. Auch haben wir uns riesig über alle Willkommensgrüsse per Whatsapp gefreut. Wir fühlen uns sehr getragen und willkommen. Einen schöneren Start ins alte, neue Leben könnten wir uns nicht besser vorstellen. DANKE!

Und auch hier ein «hasta pront» – bis bald!

Die Türe zu Alvawelt schliesst sich
Schweizer Boden in Sicht
Willkommenschild der Familie Rimer
Unser erstes Nachtessen in der schönen Schweiz
Keine Bananenbäume mehr
Unsere Aussicht für 10 Tage
Neue Fülle an Spielsachen für Inti
Abschiedsritual mit Gaben an die Natur
Der Weg zum Vrindavan
So halbfertig verlassen wir unser zu Hause
Unsere Abschiedsaussicht
Ciao Chiquita
Ciao Rio Negro

Ei,ei,ei Zauberei

Hier gibt es nicht nur giftgrüne Wundermittel für Füsse, sondern auch noch andere kuriose Heilmethoden.

Wie angeworfen fühlt man sich Krank. Gliederschmerzen, Kopfweh, Fieber, Antriebslosigkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit oder Angst. Das sind typische Anzeichen von «Mal aire» also wörtlich übersetzt «schlechter Luft» oder eben schlechte oder gestaute Energien. Man kann dies auf Spaziergängen oder Häusern einfangen oder andere Personen können mit neidischen Blicken oder schlechten Wünschen «mal aire» übertragen. Wie wird diese schlechte Energie, die bis zur Krankheit führt, wieder aus dem Körper herausgebracht? Genau. Da kommt jetzt das Ei ins Spiel. Alkohol und Kräuter gehören auch noch dazu. Das Ei wird über den Kopf und die ganze Haut gestrichen. Es lädt sich oder füllt sich so mit der schlechten Energie. Es wird berichtet, dass die schlechten Energien sich vor allem auch gerne in den Achselhöhlen verstecken. Danach wird das Ei in ein Glas mit gefülltem Wasser aufgebrochen. Das Ei Setzt sich und je nach «Schweregrad» bilden sich mehr oder weniger «Fäden» oder «Augen». Danach nimmt die Person, welche die «Limpia» also die «Reinigung» vornimmt den Alkohol in den Mund und spritzt die zu reinigende Person von oben nach unten voll. Den bösen Geistern gefällt dies gar nicht und sie verschwinden aus dem Körper. Manche Geister sind hartnäckiger, dann braucht es 2-3 «Limpias». Danach kann optional noch der ganze Körper mit Kräutern eingewedelt werden. Innert kürzester Zeit sind die meisten Symptome weg. Ihr könnt jetzt an Humbug denken, aber wir haben diese Reinigung schon mehrmals über uns ergehen lassen und es ging uns danach jedes Mal besser. Leo hatte einmal nach einem Spaziergang all die oben genannten Symptome. Fieber, Gliederschmerzen und er konnte sich nicht mal mehr aus dem Bett bewegen. Die Frau von Leos Vater weiss wie Limpias gehen. Sogleich reinigte sie ihn und nach ca. 10min war er wieder top fit. Ich war wirklich sehr erstaunt darüber. Hier wird diese «Heilung» mit dem Ei als ganz normal angeschaut.

Da die Natur hier sehr stark und dicht ist, sind die Energien auch schwerer. In der Schweiz habe ich so etwas noch nie erlebt und auch noch nie von dieser Eierreinigung gehört. Regelmässig lassen sich hier die Leute «reinigen».

Wie gesagt, die Natur hier ist wild und stark und auf dem Foto unten kann auch erahnt werden, wie viele Naturwesen es hier geben kann.

Glauben oder nicht? Hauptsache es schadet nicht und hilft.

La vida loca de ecuador…